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Deutsches Essen bei Pfaffenrots

Evgenijs deutsche Wurzeln

Evgenij Pfaffenrot Foto privatAuch wenn „Pfaffenrot“ in Russland nicht immer gleich verstanden wird: Evgenij ist stolz auf seinen deutschen Familiennamen. Denn hinter diesem Namen steht eine große und schwierige Geschichte. Der 30-Jährige erzählt davon, wie seine deutschen Vorfahren vor vielen Jahren ins Russische Kaiserreich ausgewandert sind und was von der russlanddeutschen Kultur geblieben ist.

Auf welchem Weg kamen deine Vorfahren nach Russland?
Meine Vorfahren kamen wahrscheinlich von Deutschland über Estland nach Russland. Eine alte, deutschsprachige Bibel von meiner Urgroßmutter wurde in der Stadt Reval [ab 1918 Tallinn, Anm.] gedruckt. Meine Urgroßeltern väterlicherseits haben an der Wolga gelebt, im Gebiet Saratow. Mein Urgroßvater hat als Viehzüchter gearbeitet. Sie hatten ein Blockhaus aus Holz, eine große Landwirtschaft mit Pferd und Kühen, einen Gemüsegarten und große Felder. Beide waren sehr fleißig und ordentlich. Im Jahr 1941 wurden sie nach Sibirien deportiert. Sie kamen in die Siedlung Zarizyno in der Region Kalatschinsk. Mein Vater, das zweitjüngste von sechs Kindern, wurde dort 1964 geboren. Er lebt noch heute in der Siedlung. Ich kam 1987 in Zarizyno zur Welt.

In welchem Umfeld bist du aufgewachsen?
In den 1980er- und 1990er-Jahren sind viele Russlanddeutsche nach Deutschland ausgewandert. In meiner Grundschule waren die meisten Russen. Es gab aber auch ein paar russlanddeutsche Kinder in meiner Klasse. Manche haben ihre Eltern noch mit „Sie“ angesprochen. Das war ungewohnt und wohl ein Überbleibsel der russlanddeutschen Erziehung. Als ich zur Welt kam, sollen die älteren, russischen Kinder gesagt haben: „Beim Pfaffenrot ist ein kleiner Deutscher geboren. Können wir ihn uns anschauen gehen?“ Das war für sie etwas Exotisches. Mein Vater und meine Tante kochen heute noch gern deutsches Essen: Sauerkraut, Knödel oder Hackfleisch. Vater macht eine Art Strudel aus Hefeteig mit Schichten aus Fleisch und Kraut. Russlanddeutsche nennen das „Wickel Klies“.

Bist du mehr Deutscher oder mehr Russe?
Das ist schwer zu sagen. Ich bin eine Mischung. Ich komme aus einer deutschen Familie, bin aber in der Sowjetunion geboren. Beide Wurzeln haben ihre Spuren hinterlassen. Der Familienname „Pfaffenrot“ ist für Russen schwer zu verstehen. Ich muss ihn oft buchstabieren. Aber dieses „Problem“ hat in mir eher einen Stolz hervorgerufen. Ich bin stolz auf den deutschen Familiennamen, weil hinter ihm so eine große Geschichte steht.

Könntest du dir vorstellen, nach Deutschland auszuwandern?
Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Russlanddeutsche, die bis 1993 geboren sind, können als Spätaussiedler nach Deutschland gehen. Laut meiner Geburtsurkunde bin ich „njemez“ (Deutscher). Ich habe die Deutschprüfung auf dem Sprachniveau B1 abgelegt und plane, alle notwendigen Dokumente vorzubereiten. Aber mit der Geburt meines Kindes haben sich die Prioritäten jetzt erst mal etwas verschoben.

Das Interview führte Magdalena Sturm
Foto: privat (Evgenij Pfaffenrot)

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