Mit Spaß lernen
Workshops zur Schreibdidaktik
vitamin de Ausgabe Nr. 70, Regionalausgabe Zentralasien
Drei Jahre lang leitete Günther Depner an der Ruhr-Universität Bochum Lehrveranstaltungen zu Themen wie Fremdsprachenerwerb und Schreibdidaktik. Außerdem führte er Fortbildungen und Workshops durch, wie auch im usbekischen Fergana. Im Interview spricht der 32-Jährige über seine Arbeit.
Was ist das Spannende an der Sprachlehrforschung?
Fremdsprachenkenntnisse ermöglichen den Austausch mit Menschen aus anderen Ländern. Das bringt beruflich und persönlich viele Vorteile mit sich. Es ist deshalb wichtig, den Fremdsprachenunterricht so zu gestalten, dass die Lerner Spaß haben, motiviert bleiben und Lernerfolge spüren.
Wie muss eine Schreibaufgabe formuliert sein, damit die Schüler sie gerne erledigen?
Das ist eine gute Frage. Eine Schreibaufgabe sollte einen Mehrwert für den Lernenden haben. Warum soll er die Aufgabe bearbeiten? Welchen Nutzen hat sie für den Alltag des Lernenden? Das ist wichtig. Außerdem sollte das sprachliche Niveau nicht überschätzt werden. Es motiviert die Schüler, wenn die Lehrer im Anschluss individuelle Rückmeldungen geben und die Texte kommentieren.
Ältere Menschen behaupten oft, dass Jugendliche nicht mehr schreiben. Stimmt das?
Jugendliche schreiben anders. Für ältere Menschen bedeutet „Schreiben“ das Verfassen von Briefen oder das Führen von Tagebüchern. Das Medium, mit dem geschrieben wird, hat sich verändert. Jugendliche schreiben heute weniger auf dem Papier als auf dem Computer, dem Tablet oder dem Handy.
Viele Studierende haben Angst vor dem wissenschaftlichen Schreiben. Ist das wirklich so schwierig?
Nein, es gibt nur bestimmte Regeln, die man dabei beachten muss. Das Problem ist, dass die Schüler diese Regeln nicht in der Schule lernen. Wenn beim Studium von ihnen verlangt wird, wissenschaftlich zu schreiben, sind sie darauf nicht vorbereitet. Dieses Defizit wird an den Universitäten oft nicht ausreichend berücksichtigt.
Was halten Sie von dem Begriff „Kreatives Schreiben“?
„Kreatives Schreiben“ bedeutet für mich, viele verschiedene Schreibweisen und Textsorten anzuwenden, ungewöhnliche und fiktionale Themen zu finden. Es bedeutet, nicht einen vorbestimmten Weg zu gehen, sondern seinen eigenen.
Sie sind zum dritten Mal in Usbekistan. Was gefällt Ihnen hier besonders?
Ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Die Lehrer sind sehr motiviert und neugierig. Es bereitet mir große Freude, dass ich einen kleinen Beitrag leisten und die Lehrer bei der Gestaltung des Fremdsprachenunterrichts unterstützen kann.
Das Interview führte Shohruxsora Toshmuhammedova.
Foto: Cedric Reichel (Günther Depner)