Leseprobe aus vitamin de, Nr. 103

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Erich Kästner

Ein Meister der Kinderliteratur

Am 29. Juli jährte sich zum 50. Mal der Todestag eines der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren: Erich Kästner (1899 – 1974). Neben seinen Gedichten sind vor allem seine Kinderbücher zu Klassikern geworden, mit denen er sich in die Herzen vieler Kinder geschrieben hat. Seine Bücher wurden weltweit in über 60 Sprachen übersetzt.

Erich Kästner, geboren am 23. Februar 1899 in Dresden, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater war Sattlermeister in einer Kofferfabrik. Zu seiner Mutter Ida Kästner hatte Erich sein Leben lang ein außergewöhnlich enges Verhältnis. Sie hatte großen Einfluss auf seine Entwicklung und förderte schon früh seine Liebe zur Literatur. Mit 17 Jahren zieht er in den Ersten Weltkrieg (1914 – 1918). Die dort erlebten Schrecken machen ihn zu einem leidenschaftlichen Gegner des Kriegs.

Erfolg mit "Emil und die Dedektive"
Nach dem Ersten Weltkrieg begann Erich Kästner in Leipzig zu studieren. Mit Arbeiten als Theaterkritiker und Journalist finanzierte er sich sein Studium und promovierte 1925 in Germanistik. Ab 1927 lebte Kästner in Berlin und veröffentlichte Gedichte, Essays, Kritiken und Reportagen. Bald war er in der Hauptstadt bekannt und galt als bissiger Satiriker und scharfer Beobachter. Doch sein erster großer Erfolg gelang ihm mit einem Kinderbuch: „Emil und die Detektive“ (1929). Der spannende Kinderkrimi handelt von dem Jungen Emil, der auf Verbrecherjagd geht. Die Geschichte spielt im damaligen Berlin und ist einfühlsam aus der Sicht von Kindern geschrieben.

Kindheit als zentrales Thema
Weitere Kinderbuch-Bestseller wie „Pünktchen und Anton“ (1931) und „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933) folgten. Kästners Erzählstil, der sich durch eine klare und einfache Sprache auszeichnet, macht es Kindern leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren. Die Kindheit wird zum zentralen Thema vieler seiner Werke. Er beschreibt sie als eine Zeit voller Abenteuer, Begegnungen und Entdeckungen. Themen wie Gerechtigkeit, Freundschaft und Mut stehen im Mittelpunkt und laden junge Leser ein, sich mit wichtigen Werten auseinanderzusetzen. „Das fliegende Klassenzimmer“ beschreibt den Schulalltag mit all seinen Herausforderungen. Hinter den heiteren Geschichten verbirgt sich Kästners Kritik an der Gesellschaft. Er thematisiert Missstände wie die Benachteiligung von Kindern aus einfachen Verhältnissen und die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens.

Im Visier der Nazis
Nach Adolf Hitlers Machtergreifung 1933 geriet Kästner wegen seiner zeitkritischen Gedichte ins Visier der Nationalsozialisten. Seine Werke wurden verboten und am 10. Mai 1933 musste Kästner hilflos mit ansehen, wie seine Bücher in Berlin verbrannt wurden. Obwohl seine Bücher von den Nazis abgelehnt wurden, blieb Kästner vor allem wegen seiner Mutter in Deutschland, während viele andere Schriftsteller ins Exil gingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) kehrte Kästner 1949 mit „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere“ zur Kinderliteratur zurück. Viele seiner Werke wurden verfilmt oder für das Theater adaptiert. Die Welt der Kinder mit all ihren Sorgen, Freuden und Sehnsüchten wird so einfühlsam geschildert, dass die Geschichten zeitlos sind: Erst 2023 kam eine Neuverfilmung von „Das fliegende Klassenzimmer“ in die deutschen Kinos.

Katrin Luft