vitamin de Ausgabe Nr. 67, Seite 22-23
Schon in der Antike veranstalteten die Menschen große Feste, um die Götter anzubeten. Die Idee dieser Feste war die Gleichheit der Menschen. Während der Festtage standen die Sklaven mit den Mächtigen auf einer Stufe. Auch die Römer hatten so etwas wie Karneval. Sie feierten Frühlingsfeste mit Kostümen und lauter Musik. Die Römer ehrten damit die Götter Dionysos und Saturn. Mit den Römern kamen diese Feste auch nach Germanien. Dort vermischte sich die römische Festtradition mit heidnischen und später mit christlichen Elementen.
Karneval und Christentum
Ein germanischer Brauch war es zum Beispiel, mit einem Fest den Winter zu vertreiben. Die Menschen verkleideten sich dazu als Hexen. Sie machten mit Glocken und anderen Instrumenten viel Lärm, um die Dämonen des Winters zu vertreiben. Als das Christentum zur Staatsreligion wurde, bekam der Karneval einen festen Platz im Kirchenjahr. Der Brauch der Fastnacht entstand. Sie war wörtlich gemeint: In dieser Nacht begann die 40-tägige Fastenzeit, die bis Ostern andauerte. Deshalb feierten die Menschen vor der Fastnacht mehrere Tage lang und aßen besonders Lebensmittel wie Eier, Fleisch und Fett, die in der Fastenzeit nicht gegessen werden sollen. Eine typische Leckerei ist daher der Faschingskrapfen – in manchen Regionen auch „Berliner“ oder „Pfannkuchen“ genannt. Das ist ein Gebäck aus Hefeteig, welches in Fett gebacken wird und traditionell mit Marmelade gefüllt ist. Eine scherzhafte Tradition ist es, einzelne Faschingskrapfen mit Senf zu füllen.
Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Die „schwäbisch-alemannische Fastnacht“ in Südwestdeutschland und Teilen der Schweiz orientiert sich an den Traditionen der mittelalterlichen Fastnacht. Damals sollten die bösen Geister des Winters vertrieben und die guten Geister des Frühlings geweckt werden. Die Menschen heute glauben zwar nicht mehr an Geister, aber sie feiern die Fastnacht nach dem alten Brauch. Das Besondere an der Fastnacht sind die traditionellen Masken aus Holz. Vor allem Hexen kann man sehen. Die Verkleidungen haben damals wie heute den Zweck, Angst zu machen.
Rheinischer Karneval
Der „rheinische Karneval“ findet vor allem in den Städten am Rhein wie Köln, Düsseldorf und Mainz statt. Dort beginnt die Karnevalssaison jedes Jahr bereits am 11. November um 11:11 Uhr. An diesem Tag wird zum Beispiel in ganz Köln gefeiert. Der richtige Straßenkarneval beginnt aber später, nämlich im Februar. Menschen in Kostümen sind dann überall unterwegs. Die Karnevalisten am Rhein verkleiden sich als Stadtgardist, Funkenmariechen und als andere Fantasiefiguren. Sie ziehen lachend, singend und feiernd durch Straßen und Kneipen. Auch die Sitzungen der Karnevalsvereine sind ein echtes Erlebnis mit Musik, Gesang, Tanz und Büttenrednern. Einige werden auch im Fernsehen übertragen. In Karnevalssitzungen werden gerne Scherze über Politiker und andere Prominente gemacht. Oft wird dabei Kritik ausgesprochen, die man außerhalb des Karnevals nicht äußern würde. Das ist die sogenannte „Narrenfreiheit“.
Karneval in Köln
Die Stadt Köln ist ganz besonders für ihren Karneval bekannt. Hier dauert der Straßenkarneval sieben Tage. Er beginnt am Donnerstag, der Weiberfastnacht, und endet am Mittwoch darauf, dem Aschermittwoch. Der Höhepunkt des Fests ist der große Karnevalsumzug am Rosenmontag. Der Umzug führt über eine sechs Kilometer lange Strecke durch die Kölner Innenstadt. Mehr als eine Million Menschen kommen, um das Spektakel zu erleben. Die Teilnehmer des Umzugs fahren auf geschmückten Wagen durch die Innenstadt und werfen den Zuschauern „Kamellen“ zu. Der typische Ruf zum Kölner Karneval lautet: „Kölle Alaaf!“ Auf Hochdeutsch heißt das: „Es lebe Köln!“
Die Zukunft des Karnevals
Früher bot der Karneval eine der wenigen Möglichkeiten, ausgelassen zu feiern und durch die Kostüme in fremde Rollen zu schlüpfen. Heute ist das anders. Eine Vielzahl an Bars und Diskotheken bietet in Deutschland die Möglichkeit, an fast jedem Tag zu feiern. Man verkleidet sich an Halloween und geht zu Motto-Partys, die über das ganze Jahr verteilt stattfinden. Karnevalsvereine haben mittlerweile Probleme, junge Leute zum Mitmachen zu animieren. Doch diese sind dringend nötig, um ein Karnevalsfest zu organisieren und durchzuführen. Es wird sich zeigen, ob der Karneval weiterhin ein solch großes Ereignis in Deutschland bleiben wird.
Larissa Mayer, Katrin Fischer und Silke-Nicole Hintz
Foto: Marketing & Tourismus GmbH Düsseldorf
(Straßenkarneval in Düsseldorf)
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