Leseprobe aus vitamin de, Nr. 102

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Erwerbstätig und integriert

Migranten in Deutschland

Der erste Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Integration von Zuwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt liegt vor. Deutschland ist im europäischen Vergleich die Nummer eins. 2022 lebten mehr als 14 Millionen Zuwanderer in Deutschland, von denen 70 Prozent (%) erwerbstätig waren.

Deutschland blickt auf eine lange Einwanderungsgeschichte zurück: europäische Gastarbeiter in den 1950/60er-Jahren, deutschstämmige Spätaussiedler aus Mittel- und Osteuropa, Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, Zuwanderer aus der Europäischen Union (EU) und zuletzt Flüchtlinge aus der Ukraine. Integration ist seit 20 Jahren ein wichtiges politisches
Thema. Der Staat investiert viel Geld in die Integration der Migranten. Insbesondere die Förderung des Spracherwerbs hat sich bewährt: Die Sprachkenntnisse der Zuwanderer haben sich in Deutschland stärker verbessert als in den meisten anderen EU-Ländern.

Gute Integrationsarbeit
„Deutschlands Integrationsarbeit zahlt sich aus“, sagte die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, Reem Alabali-Radovan, bei der Vorstellung des OECD-Berichts. Das deutsche Bildungssystem stelle sich zunehmend auf die Anforderungen eines Einwanderungslandes ein. So seien in Deutschland geborene Migrantenkinder heute in der Schule deutlich erfolgreicher als noch vor einigen Jahren. Dem stimmt Migrationsexperte Thomas Liebig von der OECD auch zu: Die Investitionen hätten sich gelohnt. So sei die Zahl der erwerbstätigen Migranten in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen.

Herausforderung zugewanderte Schüler
Dennoch sieht Experte Liebig weitere Herausforderungen auf das Bildungssystem zukommen. So sei der Bildungsstand von nicht in Deutschland geborenen Migrantenkindern deutlich schlechter als der vergleichbarer Kinder in anderen europäischen Einwanderungsländern. Zudem habe sich der bereits bestehende Leistungsabstand zu den im Inland geborenen Schülern in den letzten Jahren weiter vergrößert, so der Experte.

Zuwanderer mit niedrigem Bildungsniveau
Eine Herausforderung für das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt, so der Experte Liebig, seien Zuwanderer mit sehr niedrigem Bildungsniveau (höchstens Grundschulbildung). Diese Gruppe, die mehr als ein Sechstel der zugewanderten Bevölkerung ausmache, habe Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche und beim Erlernen der deutschen Sprache. Aufgrund der eingeschränkten Bildungsmöglichkeiten im Herkunftsland vor der Migration würden nur wenige dieser Zuwanderer ihren Bildungsweg in Deutschland fortsetzen.

Diskriminierung von Migranten
Die Diskriminierung von Zuwanderern aus Nicht-EU-Ländern ist nach wie vor ein großes Problem. Die Zahl der Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert fühlen, ist gestiegen. Bei der sozialen Integration sind Erfolge zu verzeichnen. So sei der Anteil der in Armut lebenden Migranten in Deutschland geringer als in anderen europäischen Einwanderungsländern. Der Bericht könne daher mehr Sachlichkeit in das emotional aufgeladene Thema Integration bringen, so Staatsministerin Reem Alabali-Radovan.

Elvira Metzler