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Im Dorf Zwetnopolje

Lehrerpraktikum in Sibirien

Irene Ens 1 Foto Elisaveta Graf1Irene Ens aus Siegburg bei Bonn befindet sich im Masterstudium Lehramt für Deutsch und Englisch. Im Winter 2017 absolvierte sie ein dreimonatiges Praktikum als »SCHULWÄRTS!«-Stipendiatin des Goethe-Instituts. Irene unterrichtete Deutsch an der Mittelschule im sibirischen Dorf Zwetnopolje und gestaltete Projekte zur Vermittlung von deutscher Sprache, Landeskunde und Kultur mit. Zwetnopolje heißt auch Blumenfeld, weil das Dorf 1906 von deutschen Siedlern gegründet wurde. Irene erzählt im Interview von ihrem Aufenthalt in dem russlanddeutschen Dorf.

Wieso hast du dich für Sibirien entschieden?

Ich war neugierig, wie es dort ist. Außerdem habe ich einen persönlichen Bezug: Ich wurde im Altaigebiet geboren. Als ich noch klein war, übersiedelte meine Familie nach Deutschland. Es war sehr interessant für mich, nach Sibirien zurückzukehren.

Was waren deine ersten Eindrücke von Zwetnopolje?

Kurz nachdem ich angekommen war, hat es angefangen zu schneien. Ich hatte meine Wintersachen aus Deutschland mit, aber alle sagten: „Damit wirst du hier erfrieren!“ Ich habe einen warmen Mantel geschenkt bekommen und eine neue Mütze. Am Anfang war noch alles neu und unbekannt. Die Eingewöhnungsphase dauerte ein, zwei Wochen, dann wollte ich nicht wieder weg!

Irene Ens 2 Foto Elisaveta Graf1In Zwetnopolje leben viele Russlanddeutsche. Welche Rolle spielt deren Geschichte an der Schule?

Es gibt Arbeitsgemeinschaften und Olympiaden zu dem Thema. Manche Schüler sprechen noch Deutsch als Muttersprache, meistens im schwäbischen Dialekt. Ich unterrichtete in der 7., 9. und 11. Klasse. Meine Schüler waren zwischen 12 und 18 Jahre alt. Ihr Interesse an dem Thema Russlanddeutsche war durch den persönlichen Bezug sehr groß.

Du kommst selbst aus einer russlanddeutschen Familie. Was bedeutet das für dich?

Meine Großeltern haben viel von früher erzählt. Ich habe das immer als etwas sehr Privates empfunden, meine persönliche Familiengeschichte. Das große Ganze, die Geschichte der Russlanddeutschen, war für mich nicht so präsent. In Zwetnopolje ist das anders. Die russlanddeutsche Geschichte ist dort die Geschichte eines ganzen Volkes.

Was nimmst du von deiner Zeit in Zwetnopolje mit?

Es hat mir in Zwetnopolje sehr, sehr gut gefallen. Auf dem Dorf ist es total ruhig. Das finde ich sehr angenehm. In Siegburg ist es auch nicht besonders laut, aber es gibt doch immer eine Geräuschkulisse. In Zwetnopolje ist es ruhig. Einfach nur ruhig.

Was sind deine Pläne für die nahe Zukunft?

Ich werde erst mal mein Masterstudium abschließen. Und dann sehe ich weiter. Das SCHULWÄRTS-Praktikum war für mein Studium keine Voraussetzung. Das wollte ich einfach persönlich gern machen.

Das Interview führte Magdalena Sturm.
Fotos: Elizaveta Graf (Irene Ens mit Schülern)

Schulwärts!

Das Goethe-Institut hat 2015 ein zentrales, stipendienbasiertes Programm zur Vermittlung von kurzzeitigen Schulpraktika für Lehramtsstudierende und junge Lehrkräfte an vom Goethe-Institut betreuten Schulen im Ausland mit dem Fokus auf Studierende der MINT-Fächer aufgelegt. Das Ziel des Praktikums besteht darin, die Förderung der durch das Goethe-Institut betreuten Schulen im Ausland nachhaltiger zu gestalten und die Internationalisierung der deutschen Lehrerausbildung zu unterstützen. Gefördert wird SCHULWÄRTS! durch das Auswärtige Amt sowie die Praktikumsaufenthalte in China und der Türkei durch die Stiftung Mercator. Bewerben können sich deutschlandweit Lehramtsstudierende aller Studienformen und -gänge, Referendare und junge Lehrkräfte aller Fächerkombinationen und Schulformen.

www.goethe.de/schulwaerts

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