Deutschlandjahr in Russland
Vertiefung des Dialogs
vitamin de, Ausgabe Nr. 86, Regionalausgabe Russland
Im Herbst beginnt das Deutschlandjahr 2020/21 in Russland. Es soll der deutsch-russischen Zusammenarbeit neue Impulse geben. Zuständig für die Projektleitung ist das Goethe-Institut Russland. Die Institutsleiterin Dr. Heike Uhlig erklärt, wie das Deutschlandjahr in Zeiten der Corona-Pandemie aussehen wird.
Frau Dr. Uhlig, die Corona-Pandemie sorgt in Russland und weltweit weiterhin für Einschränkungen. Wie geht das Goethe-Institut in der Planung des Deutschlandjahres mit dieser Gefahr um?
Ursprünglich wollten wir das Deutschlandjahr mit einem großen Parkfest in Moskau eröffnen. Das haben wir nun auf das nächste Jahr verschoben. Derzeit arbeiten wir oſt mit einem „Plan B“ – stellen uns also darauf ein, dass Künstlerinnen und Referenten aus Deutschland nur virtuell dabei sein können oder ein Projekt verschoben werden muss.
Über 500 Veranstaltungen in ganz Russland sind geplant. Welche Schwerpunkte haben Sie gesetzt?
Beim Deutschlandjahr geht es um die Vertiefung des Dialogs zwischen unseren Ländern. Mir sind da alle Formate wichtig, die Begegnungen besonders zwischen jungen Menschen ermöglichen. Die geplante Jugendkonferenz wird dazu sicher einen Beitrag leisten.
Und darüber hinaus?
Wir freuen uns natürlich auf die Eröffnungswoche Ende September. Da werden Musikliebhaber sowie Theater- und Literaturfans auf ihre Kosten kommen. Für die Deutschlernenden veranstalten wir von Wladiwostok bis Kaliningrad die „längste“ Deutschstunde Russlands. Besonders wichtig sind uns Veranstaltungen in den russischen Regionen. Deshalb wird es zwei- bis dreiwöchige Pop-up-Präsenzen mit dem Fokus Kultur, Sprache und Bildung in Kasan, Krasnodar, Kaliningrad und Wladiwostok geben.
Ziel des Deutschlandjahres ist es, die deutsch-russischen Beziehungen zu stärken. Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Beziehung beider Länder?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie vielfältig die Netzwerke und Beziehungen sind: auf der Ebene von Schulen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, aber auch im kulturellen Bereich. Ganz zu schweigen von den Handelsbeziehungen beider Länder. Es existieren vielfältige Kooperationen von Theatern und Musikern. Stipendien ermöglichen Residenzen oder Studienaufenthalte von Deutschen und Russen. Es gibt eine Vielzahl von Übersetzungen deutscher oder russischer Literatur in die jeweils andere Sprache. Aber wir dürfen uns nicht darauf ausruhen! Wie auch im privaten Bereich leben Beziehungen nur durch ständigen Austausch. Momentan sind die politischen Beziehungen nicht spannungsfrei. Daher ist es umso wichtiger, Foren zu schaffen, in denen man sich offen mit dem jeweils anderen auseinandersetzen kann und ein Verständnis für die Positionen des anderen entwickelt.
Frau Dr. Uhlig, danke für das Gespräch.
Das Interview führte Wilhelm Siemers.
Fotos: Sergei Kuzmin/Goethe-Institut Russland (Heike Uhlig), Goethe-Institut (Logo)
Hochrangiges Projekt
Das Deutschlandjahr 2020/21 in Russland ist ein hochrangiges politisches und gesellschaftliches Projekt, das in Kooperation vom Auswärtigen Amt, der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) und dem Goethe-Institut ausgerichtet wird.
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