Die Steine-AG
Deutsch lernen einmal anders
vitamin de Ausgabe Nr. 72, Regionalausgabe Zentralasien
Am Gymnasium Safina in Chudschand in Tadschikistan wurde eine deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft (AG) zum Thema „Steine“ gegründet. Was diese AG genau macht, berichten die Schüler Mehrodsch Vahobzoda und Ibragim Inoshonov aus der Klasse 10a im Interview.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine AG zum Thema „Steine“ ins Leben zu rufen?
Mehrodsch: Unser Lehrer Frank Herzig aus Deutschland hat einmal einen wunderschönen Stein auf dem Schulhof gefunden. Er war dunkelblau mit einigen weißen Linien. Der Stein war etwas so Besonderes, dass unter uns Schülern darüber regelrecht eine Diskussion entbrannte. Das Thema hat uns irgendwie nicht losgelassen und da schlug Frank Herzig vor, ein Projekt dazu zu organisieren. Wir versuchten, mehr von diesen Steinen mit besonderer Struktur und Farbe zu finden. Am nächsten Tag entstand durch mehrere Freiwillige unsere Steine-AG.
In diesem Schuljahr habt ihr zwei Exkursionen geplant, um Steine zu sammeln.
Ibragim: Ja, genau. Eine haben wir schon gemacht. Wir teilten uns in zwei Gruppen. Eine Gruppe machte sich auf die Suche nach Steinen mit besonders schöner Form, die andere Gruppe suchte nach Steinen mit auffallend schönen Farben. Aus dieser Sammlung haben wir dann die schönsten Steine ausgewählt. Wir wuschen und lackierten sie, damit sie noch schöner aussahen. Wir haben tolle Steine gefunden. Manche sahen wie Muscheln aus, andere hatten die Form einer Zunge.
Wie lässt sich das Sammeln von Steinen denn mit dem Deutschlernen verbinden?
Mehrodsch: Jeder von uns nahm die Steine, die wir gesammelt hatten, zur Hand und beschrieb sie mit ein paar Sätzen auf Deutsch. So lernten wir viele neue deutsche Wörter zu Formen, Farben oder chemischen Elementen. Mit einem solchen Projekt Deutsch zu lernen ist interessant und effektiv.
Welche Bodenschätze haben die wichtigste Bedeutung für Tadschikistan?
Ibragim: Die Fläche Tadschikistans besteht zu 93 Prozent aus Bergen. Die haben natürlich viele Bodenschätze. Es gibt Kreide, Silber oder Gold, aber auch Kohle und Rubine. Wir verfügen allerdings nicht über die notwendigen Techniken, um diese Stoffe aus den Bergen zu gewinnen.
Was wünscht ihr euch für die Entwicklung eures Landes?
Mehrodsch: Es wäre schön, wenn es noch mehr Schulen in Chudschand gäbe, die so sind wie das Safina-Gymnasium. Und es bräuchte mehr Lehrer, die so sind wie Frank Herzig. Der Unterricht bei ihm ist sehr lehrreich. Mit einem solchen Unterricht können künftige Generationen noch klüger werden. Und wenn die Bevölkerung klug ist, dann entwickelt sich auch das Land weiter. Darum heißt es auch in einer tadschikischen Redewendung: „Der Mensch schmückt den Ort und nicht andersrum“.
Gymnasium Safina
Am Gymnasium Safina in Chudschand in Tadschikistan lernen 425 Schüler von der 1. bis zur 11. Klasse Deutsch als Fremdsprache (DaF). Seit dem Jahr 2013 ist das Gymnasium Teil der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“(PASCH). Am Gymnasium Safina wird das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz angeboten.
Das Interview führte Wilhelm Siemers.
Foto: privat (Mehrodsch Vahobzoda (links) und
Ibragim Inoshonov (rechts))