Es regnete in Strömen, als Richard Wagner am 22. Mai 1872 den Grundstein für sein Festspielhaus in Bayreuth legte. Seine Idee zu einem eigenen Konzerthaus, das seine Musik perfekt in Szene setzen sollte, wurde nun Realität. Allerdings dauerte es vier Jahre, bis sein Opernzyklus „Der Ring der Nibelungen“ im neuen Festspielhaus aufgeführt werden konnte. Das Musiktheater weist einige Besonderheiten auf: Die Zuschauer sehen zwar die Bühne, aber nicht das Orchester. Dieses spielt im sogenannten Graben zwischen Bühne und Zuschauerraum. Das Opernhaus, das nach den Plänen Wagners von dem Architekten Otto Brückwald (1841 – 1917) erbaut wurde, besticht durch seine sehr gute Akustik. Außerdem gibt es hier kein festes Ensemble.
Immer in der Familie
Die Organisation der Festspiele liegt seit 1876 ausschließlich bei der Familie Wagner. Bis zu seinem Tod leitete Richard Wagner die Festspiele selbst, dann übernahm seine Ehefrau Cosima Wagner (1837 – 1930) bis 1906 diese Aufgabe. Auch die weiteren Festspielleiter stammten alle aus der Familie Wagner: Siegfried, Winifred, Wieland, Wolfgang und Eva. Seit 2015 ist Katharina Wagner die Chefin der Festspiele – sie ist die Urenkelin des großen Komponisten.
Bayreuth im Nationalsozialismus
Da Wagners Musikwerke stark die germanische Mythologie thematisieren, versuchten die Nationalsozialisten in der Zeit von 1933 bis 1945, die Festspiele für ihre Propaganda zu nutzen. Adolf Hitler (1889 – 1945), der ein Wagner-Fan und regelmäßiger Festivalgast bis 1940 war, setzte durch, dass viele jüdische Musiker und Sänger von der Arbeit am Bayreuther Musikhaus ausgeschlossen wurden.
Wagner-Festspiele nach dem Krieg
Es dauerte bis 1951, dass die Festspiele wieder stattfinden konnten. Die Brüder Wieland (1917 – 1966) und Wolfgang Wagner (1919 – 2010) trugen in hohem Maße dazu bei, dass das Festival wieder zu alter Größe fand. Wolfgang Wagner blieb 57 Jahre lang – bis 2008 – Leiter der Festspiele.
Wagner-Festspiele heute
Nach einer Absage aufgrund der Coronapandemie 2020 finden die Festspiele seit letztem Jahr wieder in vollem Umfang statt. Dann sind wieder bis zu 32 Aufführungen zu sehen, manche davon mit einer Länge von bis zu 4,5 Stunden. Insgesamt dauert das Festival einen Monat, meist vom 25. Juli bis zum 28. August. Die Festspiele sind so populär, dass jedes Jahr über eine halbe Million Menschen Tickets bestellen möchte – verfügbar sind allerdings nur 58 000.
Max Firgau
Komponist Richard Wagner
Richard Wagners umfangreiche Musikdramen machten ihn zu einem der bedeutendsten Komponisten der Romantik, einer Stilrichtung des 19. Jahrhunderts. In seinen Werken finden sich viele Themen der germanischen Mythologie. Neben den Opern „Der fliegende Holländer“, „Lohengrin“ und „Parsifal“ schuf Wagner mit „Der Ring der Nibelungen“ einen der umfangreichsten Bühnenzyklen, mit einer Aufführungsdauer von 16 Stunden.
Abbildungen: Festspielhaus Bayreuth um 1900, Abb.: Autor unbekannt, LC-DIG-ppmsca-00055 von Library of Congress, Abt. für Drucke und Fotografien, wikimedia; Porträt Richard Wagner 1907 von Franz von Lenbach, Abb.: Datenbank Tripota Wissenschaftliche Bibliothek Stadt Trier Stadtarchiv, wikimedia
Originaltext zum Download
Hier finden Sie den Originaltext aus der Printausgabe von vitamin de zum Download.
PDF downloaden