vitamin de Ausgabe Nr. 61, Seite 8 - 10
An der Nordseeküste
Die Nordsee kann ein wildes Meer sein. Manche Inseln oder Küstenabschnitte verschwinden für immer unter dem Wasser, dafür tauchen woanders wieder neue auf. So verändert die Küste ständig ihr Gesicht. Die Landschaft ist flach und die Städte sind klein. Manche Menschen leben von der Landwirtschaft, manche von der Fischerei und viele vom Tourismus. Die Nordsee ist ein beliebtes Urlaubsziel. Die Inseln und das Wattenmeer sind sehr sehenswert. Das Leben, die Kultur und auch die Sprache sind friesisch geprägt. Die Friesen sind ein altes germanisches Volk, das seit Jahrhunderten an der Nordseeküste lebt.
An der Ostseeküste
An der Ostsee ist das Meer ruhiger, die Landschaft lieblicher und die Städte sind größer. Die Küste wird durch lange Buchten, die Förden, strukturiert. In solchen Buchten liegen Städte wie die Hauptstadt Kiel, Schleswig, Eckernförde oder auch Flensburg, die nördlichste Stadt Deutschlands. Alle deutschen Autofahrer kennen Flensburg. Dort werden in einer Behörde die Strafpunkte für Verkehrsdelikte gesammelt. An der Ostsee blüht der Tourismus an Badeorten wie Timmendorfer Strand, Grömitz oder Dahme. Im Frühling leuchtet die Landschaft hier in blau, grün und gelb: blau sind Himmel und Ostsee, grün die Wiesen und Bäume und gelb blüht der Raps.
Die Inseln
In der Ostsee liegt die Insel Fehmarn. Sie ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Es gibt Pläne, einen fast 18 Kilometer langen Tunnel von Fehmarn zur dänischen Insel Lolland zu bauen. In der schleswig-holsteinischen Nordsee liegen die Inseln Sylt, Föhr, Amrum und Pellworm sowie die ehemalige Insel Nordstrand, die seit 1987 mit dem Festland verbunden ist. Nach Sylt kann man mit der Bahn fahren, die anderen Inseln erreicht man mit dem Schiff. Daneben gibt es derzeit zehn Halligen. Das sind sehr kleine Inseln, die bei Sturmfluten sogar überschwemmt werden können. Trotzdem leben dort Menschen in Häusern, die auf Hügeln stehen. Weit draußen in der Nordsee liegt die Hochseeinsel Helgoland.
Kiel
Schleswig-Holstein hat zwei Großstädte, die Landeshauptstadt Kiel und die Handelsmetropole Lübeck. Beide liegen an der Ostsee. In Kiel befindet sich die Regierung des Bundeslandes. Kiel hat einen bedeutenden Hafen für die Marine und vor allem für Fähren und Kreuzfahrten. In Kiel beginnt oder endet der Nord-Ostsee-Kanal, der die beiden Meere miteinander verbindet. Jedes Jahr findet die Kieler Woche statt. Das ist eine Segelregatta mit mehreren Wettbewerben und etwa 2 000 Segelschiffen sowie einem großen Volksfest. Jährlich kommen drei Millionen Besucher. Eine bekannte Spezialität sind die Kieler Sprotten. Das sind kleine geräucherte Fische, die aus der Ostsee kommen.
Lübeck
Lübeck und die Nachbarstadt Travemünde haben gemeinsam den größten deutschen Ostseehafen. Schon im Mittelalter war Lübeck bedeutend. Die Handelsmetropole war die wichtigste Stadt an der Ostsee. Der Handelsbund „Hanse“ hatte in Lübeck sein Zentrum. Er organisierte im Mittelalter den Handel in ganz Nordeuropa. So wurde Lübeck eine reiche Stadt. Große Kirchen und schöne Häuser wie zum Beispiel das Rathaus prägen seither das Bild. Die Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Man erkennt sie an den sieben Türmen der fünf Kirchen. Das Holstentor ist das Symbol der Stadt. Auch für Feinschmecker hat Lübeck etwas zu bieten: das „weiße Gold“ – das berühmte Lübecker Marzipan.
Auf den Tisch
Natürlich isst man in Schleswig-Holstein viel Fisch und Meeresfrüchte. Der Dorsch aus der Ostsee ist sehr gut. Aus der Nordsee kommen zum Beispiel Schollen, Muscheln oder die Büsumer Krabben. Hering gibt es in vielen Varianten – gebraten, gekocht, geräuchert oder als Salat. Gerne mischt man Süßes mit Salzigem oder Saurem, zum Beispiel beim Sauerbraten oder dem Gericht „Birnen, Bohnen und Speck“. Eine häufige Beilage sind Bratkartoffeln. Ein typisches Gericht ist Grünkohl mit Wurst, Schweinebacke, Bratkartoffeln und Senf. Wichtige Produkte aus Schleswig-Holstein sind Käse und Schinken. Als Dessert isst man gerne Rote Grütze, eine Süßspeise aus roten Beeren.
Kultur
Jeden Sommer findet das „Schleswig-Holstein Musik Festival“ statt. Es ist das größte Festival für klassische Musik in Europa. Im ganzen Bundesland kann man dann Konzerte besuchen. Alle Fans harter Rockmusik kennen den kleinen Ort Wacken: Hier steigt jährlich das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Die Figuren des berühmten Abenteuerschriftstellers Karl May kann man in Bad Segeberg sehen. Bei den Karl-May-Spielen werden seit 1952 die Indianergeschichten als großes Spektakel unter freiem Himmel gezeigt. Zudem gibt es etwa 250 Museen im ganzen Land, die sich unter anderem mit der Natur oder der Geschichte des Landes beschäftigen.
Wirtschaft
In Schleswig-Holstein arbeiten traditionell viele Menschen in der Landwirtschaft. Wegen der Lage am Meer waren und sind auch die Fischerei, der Schiffsbau und der Handel wichtige Wirtschaftszweige. Der größte Arbeitgeber im Bundesland ist die Bundeswehr, die hier einige Marinestützpunkte hat. Sehr bedeutend ist der Tourismus. Die Küstenregionen der Nord- und Ostsee sowie die Inseln empfangen jedes Jahr zahlreiche Besucher. In Zukunft wird die Energiewirtschaft eine größere Rolle spielen. Schon jetzt stehen in Schleswig-Holstein viele Windräder. Auch vor den Küsten, also im Wasser, sollen bald noch mehr Anlagen entstehen und umweltfreundlichen Strom produzieren.
Fakten und Besonderheiten
Fakten über Schleswig-Holstein
- Einwohner: 2,84 Millionen
- Fläche: 15 799,38 km²
Größte Stadt und Hauptstadt: Kiel mit 242 000 Einwohnern
- Die Halbinsel „Ellenbogen“ auf der Nordseeinsel Sylt ist der nördlichste Punkt Deutschlands.
Magische Welt Wattenmeer
Etwa alle sechs Stunden ändert die Nordsee ihr Gesicht. Bei Flut ist sie ein wildes Meer, bei Ebbe zieht sich das Wasser zurück und legt das größte Wattenmeer der Welt frei. Das ist eine 9 000 Quadratkilometer große Landschaft, die bei Flut unter dem Meer liegt. Hier leben zahlreiche Tiere und Pflanzen. Menschen können im Watt wandern. Sie müssen aber rechtzeitig wieder umkehren, bevor das Wasser zurückkommt, sonst sind sie verloren. Zusammen mit den Niederlanden und Dänemark hat Deutschland dieses besondere Ökosystem unter Naturschutz gestellt.
Die Insel Helgoland
Weit draußen in der Nordsee befindet sich die Insel Helgoland. Mehr als 1000 Menschen leben hier, weit entfernt vom Festland. Aber sie sind selten allein, denn viele Urlauber kommen mit Schiffen auf die Insel. Sie genießen hier die frische Seeluft. Charakteristisch ist das rote Gestein, aus dem die Insel besteht.
Moorleichen
Ob Unfall, Opferritual oder Strafe: Wer in ein Moor fällt, kommt selten lebend wieder heraus. Es konserviert die Leiche so, dass aus ihr eine Mumie wird. In Schleswig-Holstein fand man in Mooren einige gut erhaltene Moorleichen. Die meisten stammen aus der Eisenzeit zwischen 100 vor und 400 nach Christus. Für die Wissenschaft sind sie sehr interessant. Ein paar davon kann man sich im Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig ansehen. Das ist zwar ein bisschen unheimlich, aber unglaublich interessant.
Autor: Jenny Jakobsen
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